Sonntag, 25. Januar 2015

Helden im Wandel der Zeit


Wie schon erwähnt wird dies der letzte Beitrag zur Heldenepik sein. In diesem Text möchte ich euch den Vergleich zwischen einem Helden aus dem heroischen Zeitalter und einem Superhelden der Gegenwart aufzeigen. Bei den zwei Helden handelt es sich um den, im letzten Blogeintrag schon vorgestellten Siegfried und dem modernen Helden Iron Man. Um den modernen Helden etwas besser kennenzulernen werde ich euch nun die Figur des Iron Mans und dessen Charaktereigenschaften etwas näher bringen.


Über Iron Man

Die Comic-Figur des Iron Mans trat erstmals 1963 in einem Marvel Comic, namens Tales of Suspense, in Erscheinung. Von da an wurde der amerikanische Kämpfer regelmässig in Comicmagazinen publiziert und 2008 erstmals auf der Kinoleinwand gezeigt. Es folgten weiter Filme des eisernen Helden, welche globale Erfolge feiern konnten und damit Unsummen an Umsatz erzielte.

Nun jedoch zur Charakterisierung des Helden. Iron Man ist kurz gesagt die zweite Identität des Multimilliardärs Anthony Edward „Tony“ Stark. Dieser wird Vorsitzender der Firma Stark Industries, nachdem seine Eltern bei einem tragischen Autounfall ums Leben kamen. Dieses Familienunternehmen ist auf den Bereich der Waffentechnologie spezialisiert und stellt unter anderem Waffensysteme für die US-Regierung her.

Als er dann auf einer Geschäftsreise im Vietnam von einer Splittergranate verletzt und von Nordvietnamesen verschleppt wurde, beginnt die eigentliche Geschichte des eisernen Helden.

Denn zusammen mit dem ebenfalls in Gefangenschaft geratenen Physiker Ho Yinsen, entwickelte Stark den ersten Prototypen des Iron Man-Anzuges. Dieser besteht aus einem stark gepanzerten Exoskelett, welches dem Träger eine grosse Kampfeskraft verleiht. Jedoch muss sich Stark vom Physiker auch einen Ark-Reaktor in die Brust implantieren lassen, der ihn vor den Granatsplittern in seinem Körper schützt und dem Anzug zusätzlich Stärke verleiht.

Nachdem er mit der Hilfe des Anzuges aus der Gefangenschaft entkommen konnte, kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück, wo er seinen Eisenanzug optimiert und mit weiteren „Gadgets“ ausrüstet.

Iron Man

Von diesem Zeitpunkt an beginnt Stark sich aus der Waffenindustrie zurückzuziehen, um die Entwicklung und Verbesserung des Ark-Reaktors als saubere und alternative Energiequelle voranzutreiben. In den ersten Jahren seines neugewonnenen Lebens, muss Stark alias Iron Man hauptsächlich gegen kommunistische Kontrahenten und korrupte Geschäftskonkurrenten, die an seiner Iron Man Technologie interessiert sind, ankämpfen.

In jüngeren Abenteuergeschichten steht Iron Man jedoch Seite an Seite mit anderen Superhelden dem Bösen gegenüber und muss sich als Teamspieler beweisen, was dem leicht arroganten Multimilliardär nicht immer leicht fällt.

Siegfried vs. Iron Man

Wie ich in meinem ersten Blogeintarg zur Heldenepik schon erwähnt habe, weisen die verschiedenen Heldengeschichten des heroischen Zeitalters gewisse Gemeinsamkeiten auf. Nun werde ich euch zeigen, dass bis heute noch solche zeitlosen Ähnlichkeiten unter den diversen Erzählungen vorhanden sind. Dazu werde ich nun den Vergleich zwischen Siegfried aus der Nibelungensage und Iron Man aus dem Marveluniversum ziehen.

Zu diesen Berührungspunkten gehören sicherlich die Charaktermerkmale der jeweiligen Helden. Aber auch die Ausrüstung, das Abenteuer sowie der jeweilige Antagonist des heutigen Kämpfers haben Parallelen zu den mittelalterlichen Epen.

So stellt man fest, dass kleine Ähnlichkeiten wie Reichtum oder Adel bei beiden Helden selbstverständlich sind. Jedoch ist dies eine wichtige Analogie, denn wie sonst könnte der Protagonist seinem Heldenalltag nachgehen, wenn er nicht wüsste, dass er genügend Geld besitzen würde um sich die ganzen Abenteuer auch leisten zu können.

Andere Besonderheiten, wie gutes Aussehen lassen den Helden begehrenswert und interessant wirken. Denn nicht nur Tony Stark wird in seiner Heldengeschichte als Playboy beschrieben. Auch Siegfried wird übernatürliche Schönheit zugeschrieben, wie man im folgenden Ausschnitt des Nibelungenliedes sehen kann.

In sinen besten ziten, bi sinen jungen tagen,
man mohte michel wunder von Sivriden sagen:
waz eren an im wuohse und wie schoene was sin lip.
des heten in ze minne diu vil waetlichen wip.

Über Siegfried gab es viel Wunderbares zu berichten: welch
großes Ansehen er in den besten Jahren seiner Jugend errungen
hatte und wie gut er aussah. Darum fanden ihn auch die schönsten
Frauen begehrenswert.

Siegfried und Kriemhild

 Aber nicht nur riesige Vermögen und Attraktivität sind für Helden von grosser Bedeutung. Auch die Ausrüstung des Protagonisten muss dem hohen Heldenstandard gerecht werden. So besitzt Iron Man seinen kaum zerstörbaren Kampfanzug, wlcher mit der neusten Waffentechnik ausgerüstet ist.
Siegfried hingegen besitzt das altertümliche Gegenstück. Seine fast undurchdringliche Drachenhaut und sein aussergewöhnliches Schwert verleihen ihm übermenschliche Stärke. Hier ist es jedoch wichtig, dass man sich immer in Erinnerung behält, dass auch die beste Rüstung immer einen kleinen Schwachpunkt hat und dieser der Hauptfigur meist zum Verhängnis wird.
Denn im Nibelungenlied wird Siegfried durch Hagen ermordet, indem er einen Speer in Siegfrieds verwundbare Stelle am Rücken stösst. Und auch Stark muss erfahren, dass sein Anzug nicht gegen alles resistent ist. In verschiedenen Szenen kann er gerade noch dem Tod entkommen, da sein Anzug fast vollständig zerstört wurde. Somit wird deutlich, dass jeder Held, egal wie gut er ausgerüstet ist, besiegt werden kann.

Zerbrochene Iron Man-Maske

Auch eine sehr wichtige Rolle bei der Ausrüstung spielt natürlich die „Maske“ des Helden. Durch sie wird dem Protagonisten den Wandel zwischen den beiden Identitäten ermöglicht. Sobald er die Heldenmaske aufgesetzt hat, kann er den normalen Alltag hinter sich lassen und sich auf die Suche nach einem neuen Wagnis machen.
Denn wie im heroischen, als auch im heutigen Zeitalter schreckt der Held vor keinem Abenteuer zurück und kämpft zum Überleben oder bis zum ruhmreichen Untergang.

Dies sind alles Merkmale, die bei einem Aussenstehenden Sympathie für den Helden aufkommen lassen, obwohl dieser nicht immer fehlerfrei handelt. Aber spätestens wenn der Antagonist seinen ersten Auftritt hat, findet man sich auf der Seite der Hauptfigur wieder.

Das Böse wirkt übernatürlich gross und beinahe unbesiegbar. Es kämpft meist auf eine hinterlistige Art und Weise, die der ruhmreiche Held nie in Erwägung ziehen würde. Siegfried erfährt dies ein erstes Mal als er vor dem gigantischen Drachen steht. Auch Iron Man beginnt zu zweifeln als er die übermächtige Armee aus feindlichen Robotern vor sich sieht. Doch schlussendlich findet der Held immer einen Weg das Gegenüber zu überwältigen und so seinem Status gerecht zu werden.

Iron Man in Bedrängnis

 Bei so vielen Gemeinsamkeiten sind natürlich auch immer Abweichungen vorhanden. Besonders zeitabhängige Motive sind hier zentral. So wird in der heutigen Heldengeschichte vieles mit dem technischen Fortschritt erklärt, was im mittelalterlichen Heldenepos noch zum Fantastischen zurückgeführt werden konnte.

Dies sind einige der zentralsten Übereinstimmungen der heroischen und heutigen Heldengeschichte. Ich hoffe ihr habt einen gewissen Einblick in die Zeitlosigkeit einer solchen Textsorte erhalten.

Ich danke euch fürs Lesen und freue mich auf jeweilige Kommentare und Fragen.

Quellen: Wikipedia 
 

Siegfried und das Nibelungenlied


Nachdem der letzte Blogeintrag von der Heldenepik handelte, werde ich euch nun ein konkretes Beispiel eines solchen Epos und seinem Protagonisten näher bringen. Denn mit der Nibelungensage zeige ich euch eine der bekanntesten Geschichte ihrer Art. Es existieren zahlreiche voneinander abweichende Fassungen dieser Erzählung, welche über Jahrhunderte überliefert wurden und ihre Wurzeln bis zum sogenannten heroischen Zeitalter der Völkerwanderung zurückreichen. Die bekannteste Fassung, der von den Germanen stammende Heldensage ist das mittelhochdeutsche Nibelungenlied, welches wahrscheinlich um 1200 im Raum Passau verfasst wurde. Eine der drei ältesten und vollständige Handschrift dieser Erzählung liegt heute in der Stiftsbibliothek St. Gallen.

Original Handschrift des Nibelungenliedes



Grobe Zusammenfassung des Nibelungenliedes

Das Nibelungenlied beginnt mit der Anreise des Helden zum Königshof Worms. Dort möchte Siegfried den König Gunther um die Hand seiner Schwester Kriemhild bitten. Dieser stellt ihm jedoch die Bedingung, dass er ihm zuerst helfen müsse, die übernatürlich starke, isländische Königin Brünhild in einem Wettkampf zu besiegen, sodass er sie zur Frau nehmen könne.

Siegfried willigt ein und reist mit Gunther nach Island, wo er anstelle Gunthers gegen Brünhild kämpft. Da sich Siegfried während des Turniers einer Tarnkappe bemächtigt, merkt die isländische Königin nichts vom Schwindel und muss sich schlussendlich geschlagen geben.

Zurück in Worms verweigert die neu gewonnene Gemahlin dem König ihr Bett und fesselt ihn an die Wand. Und da dieser zu schwach ist um sie niederzuringen, muss am nächsten Abend Siegfried erneut mit seiner Tarnkappe zur Hilfe eilen, damit der König sein eheliches Recht erlangt. Bei dieser Aktion entwendet Siegfried der Königin ihren Gürtel und Ring. Durch den Verlust ihrer Jungfräulichkeit, verliert Brünhild auch ihre übermenschliche Stärke und wird zu einer normalen Frau.

Gefesselter König Gunther


An einem späteren Fest in Worms geraten die beiden Königinnen, Brünhild und Krimhild in einen Streit. Denn als Brünhild behauptet, dass Siegfried unter dem Range Gunthers stehe, entgegnete Kriemhild zornig, dass Siegfried sie damals im Turnier besiegt habe und Gunther ihm auch den Vortritt beim Beischlaf mit ihr gelassen habe. Zum Beweis zeigt sie Brünhild den gestohlenen Ring und den Gürtel.

Da Brünhild sehr schwer gedemütigt ist, möchte sich ihr Vasall Hagen von Tronje an Siegfried für diese Schmach rächen und den sagenhaften Nibelungenschatz stehlen. Dazu entlockt er Kriemhild das Geheimnis Siegfrieds verwundbarer Stelle und tötet ihn hinterlistig, als dieser Wasser aus einem Bach trank.

Ermordung Siegfrieds durch Hagen




Kriemhild versucht verschiedene Helden um sich zu scharen um so ihre Macht zu stärken. Unterdessen versenkt Hagen jedoch den gestohlenen Schatz an einem unbekannten Ort im Rhein. Dies stärkt Kriemhilds Rachegedanken und sie heiratet den Hunnenkönig Etzel (Atila). So kann sie ihren Racheplan verwirklichen und lockt ihre Brüder und Hagen ins Hunnenland, wo ein gewaltiger Kampf ausbricht. Nachdem die verschiedenen Helden beider Seiten in einem grauenhaften Blutbad zugrunde gegangen sind, wird schlussendlich auch Kriemhild erschlagen. Da auch Hagen geköpft wird, kann der Schatz nicht wiedergefunden werden und bleibt für alle Zeiten verschollen.


Siegfried der Drachentöter

Der Protagonist und Held des ersten Teils des Nibelungenliedes, Siegfried aus Xanten wurde mit vielen heldenhaften Eigenschaften beschrieben. Er galt als gross, kräftig, furchtlos, abenteuerlustig und sehr gutaussehend. Hierzu ein kleiner Ausschnitt aus dem Nibelungenlied.

Sivrit was geheizen der snelle degen guot.
er versuochte vil der riche durch ellenthaften muot;
durch sines libes sterche suochter fremidiu lant.
hey, waz er sneller degene sit ze Buregonden vant!

Siegfried hieß der gewandte Kämpfer. Er war in kühner Absicht
durch zahlreiche fremde Länder geritten, um seine Kraft zu
erproben. Ach, wie viele tapfere Männer traf er später im Burgundenland!

Siegfried war ein sagenumwobener Kämpfer, der einst einen gefährlichen Drachen getötet und dann in dessen Blut gebadet hatte. Durch diesen Akt wurde er, bis auf eine kleine Stelle am Rücken, die von einem Laubblatt bedeckt war, als er ins Blut abtauchte, unverwundbar. Diese verwundbare Stelle war letztlich auch schicksalsweisend für den Helden.

Siegfried badet im Blut des Drachens


Hier wird nun wieder die Verwandtschaft unter den Heldengeschichten deutlich. Denn in der griechischen Mythologie finden wir ein ähnliches Szenario mit der verwundbaren Achillesferse des Helden Achilleus.

Zudem wurde berichtet, dass Siegfried einst auf der Suche nach Abenteuern in das Land der Nibelungen reiste. Dort wollten die zwei Söhne des verstorbenen Königs, den Schatz ihres Vaters gerecht untereinander aufteilen. Weil sie sich jedoch nicht einigen konnten, gaben sie Siegfried das Schwert Balmung ihres Vaters, welches die Fähigkeit besitzt, durch Stein, Stahl und Drachenhaut zu schneiden und baten ihn den Schatz für sie zu teilen.

Doch bald kam es zu Streitigkeiten, da sich der eine Bruder benachteiligt fühlte. Und so musste Siegfried sein Schwert gegen die Brüder richten und sie besiegen. Nachdem er sie aus dem Weg geräumt hatte, stand er nun den Riesen gegenüber, welche den Schatz bewachten. Als er sie endlich bezwungen hatte, stand bloss noch der Zwergenkönig Alberich zwischen ihm und dem Nibelungenschatz.

Alberich trug beim Kampf seine berühmte Tarnkappe, die dem jeweiligen Träger Unsichtbarkeit und die Stärke von 12 Männern verlieh. Siegfried konnte nur gewinnen indem er ihm die Tarnkappe herunterriss und ihm so seine Überlegenheit raubte. Durch dieses Abenteuer kam er in den Besitz des sagenhaften Schwertes Balmung, der Tarnkappe und des Nibelungenschatzes, welche in dem zuvor erwähnten Nibelungenlied eine zentrale Rolle spielten.

Zwergenkönig Alberich


Schlussendlich wird aber auch hier deutlich erkennbar, dass Siegfried stets sein egoistisches Bestreben statt Gerechtigkeitssinn oder Gnade verfolgte. Denn bei jedem seiner Abenteuer lockte am Schluss eine Belohnung wie zum Beispiel der Nibelungenschatz oder seine Frau Kriemhild. Und auch wenn er während einer dieser Kämpfe gestorben wäre, so wäre er ruhmreich untergegangen.
Dies und weitere kleine Indizien bestätigen das Grundschema der Charaktereigenschaften eines Helden in der Heldenepik, welches ich euch im letzten Eintrag gezeigt habe.

Im nächsten und letzten Eintrag zum Themenbereich Heldenepik, werde ich einen Held der heutigen Zeit mit Siegfried aus dem heroischen Zeitalter vergleichen. 

Ich hoffe ihr fandet meinen Text spannend und wie immer stehe ich bei Fragen und Anmerkungen gerne zur Verfügung.

Quellen: Wikipedia
 

Montag, 19. Januar 2015

Heldenepik


Wie ich im vorherigen Blogeintrag schon erwähnt habe, werde ich euch nun noch mehr über eine der mittelalterlichen Textsorten berichten. Somit handelt der folgende Beitrag von einer der bekanntesten Gattungen, der Heldenepik. Bei dieser wird meist die abenteuerliche Geschichte einer heroischen Figur geschildert. 

Ihren Ursprung hatte die Heldenepik beim sogenannten Heldenlied, welches etwa vom 5. – 8. Jahrhundert seine Blütezeit hatte. Diese Form der Erzählung wurde damals an Fürstenhöfen von Sängern auswendig vorgetragen. Ab dem 10. Jahrhundert entwickelte sich dann aus dem mündlichen Heldenlied, der schriftliche Heldenepos. Dieser enthielt nun eine viel breitere Inhaltsangabe mit vielen Nebenhandlungen. Erst ab dem Spätmittelalter wurden die gereimten Heldenepen in grossen Sammlungen (Heldenbüchern) vereinigt und veröffentlicht.

Die Edda (Heldenbuch)

Wie schon gesagt, zählte die mittelalterliche Heldenepik (auch Heldendichtung genannt) zu einer der vier zentralsten Erzählklassen jener Epoche. Ihr Genre beinhaltet viele interessante Werke, wie zum Beispiel die Nibelungensage oder auch die Legende des Beowulf. Obwohl diese Darstellungen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten entstanden sind, haben die meisten Heldengeschichten jedoch gewisse gemeinsame Merkmale.

Zu diesen Kennzeichen gehört unter anderem, dass die Heldenepen ihre Anfänge bei der mündlichen Überlieferung hatten und erst nach einiger Zeit schriftlich festgehalten wurden. Ein weiteres Indiz bildet die Anonymität des Verfassers. Das heisst, in den meisten Fällen ist der Autor des Romans nicht bekannt. Und falls doch ein Name vorhanden ist, kann vielfach die Existenz jener Person nicht bewiesen werden. Die interessanteste Gemeinsamkeit ist jedoch, dass die heroischen Geschichten praktisch immer auf einem historischen Kern aufgebaut sind, womit man die ursprüngliche Entstehungszeit des jeweiligen Epos bestimmen kann.

Da die Geschichte jedoch im Heldenzeitalter spielt, ist es möglich, dass zwei verschiedene Charakteren aufeinandertreffen, obwohl sie keine Zeitgenossen waren. Darum können sich in der Nibelungensage Dietrich von Bern (Ostgotenkönig Theoderich der Große) und Etzel (Attila) begegnen, obwohl dies historisch nicht möglich war. (= Assimilation)

Zudem werden in den Heldenepen emotionale Motive wie Liebe, Hass oder Rache für politische und historische Geschehen verantwortlich gemacht.
So heisst es wieder in der Nibelungensage, dass der Untergang des Burgunderreiches auf die Rache der Kriemhilde zurückzuführen ist. (= Reduktion)


Aber nicht nur bei der Entstehung gibt es Gemeinsamkeiten, sondern auch beim Inhalt der Legenden. So weisen die meisten heroischen Figuren ähnliche Charaktereigenschaften auf, welche sie benötigen um die Abenteuer zu bewältigen.

Hierzu ein paar Beispiele: Stärke und Kampfesmut gehören zu den wichtigsten Eigenschaften. Denn wie in der Legende des Beowulf überliefert wird, musste dieser auf seiner Heldenreise verschiedensten Gefahren wie zum Beispiel einer Wasserdämonin oder einem Drachen trotzen und um sein Überleben kämpfen oder ruhmreich untergehen. Aber auch Siegfried, der Held aus der Nibelungensage wird als ein sehr tapferer Kämpfer beschrieben. Hierzu ein kleiner Auszug aus diesem Epos.


In sinen besten ziten, bi sinen jungen tagen,
man mohte michel wunder von Sivriden sagen:
waz eren an im wuohse und wie schoene was sin lip.
des heten in ze minne diu vil waetlichen wip.

Über Siegfried gab es viel Wunderbares zu berichten: welch
großes Ansehen er in den besten Jahren seiner Jugend errungen
hatte und wie gut er aussah. Darum fanden ihn auch die schönsten
Frauen begehrenswert.

Da sein egoistisches Bestreben stärker als sein Gerechtigkeitssinn und seine Gnade ist, kämpft der Held auf seiner Reise bloss für seine eigene Bedürfnisse. Diese können sowohl Rache, Ehre oder Kampfeslust sein, als auch einen Schatz oder Herrschaft über ein bestimmtes Reich sein.
So steht im Beowulf, dass er das Ungeheuer nur besiegt, weil König Hrothgar einen grossen Goldschatz als Belohnung verspricht. Und auch später wird deutlich, dass Beowulf nur um seine ermordeten Freunde zu rächen die Wasserdämonin aufsucht.

Beowulfs Kampf gegen den Drachen


Dies sind nur wenige, der in den Heldenepen vorkommenden Charaktermerkmale. Doch wie diese bei einem konkretem Fallbeispiel aussehen und welche Auswirkungen diese auf die jeweilige Erzählungen haben, werde ich euch beim nächsten Blogeintrag zeigen.

Vielen Dank fürs Lesen und wie immer freue ich mich über jeweilige Fragen und Kommentare.


Quellen: Wikipedia, http://digimittelalter.jimdo.com/arbeiten/heldenepik/

Montag, 12. Januar 2015

Germanische Sprachen



Die ungefähr 280 indogermanischen Sprachen bilden eine der bekanntesten Sprachfamilien der Welt. Das „Indogermanische“ zählt momentan etwa 3000 Mio. Sprechende. An zweiter und dritter Stelle kommen das „Sinotibetische“ (1288 Mio. Sprechende) und das „Niger-Kongo“ (354 Mio. Sprechende) Das „Indogermanische“ fasst verschiedene Sprachen, die ursprünglich zwischen Asien und Europa gesprochen wurden, zusammen.

Die lexikalischen und grammatikalischen Gemeinsamkeiten der Sprachen werden als Verwandtschaft gedeutet und können auf die gleiche Grundlage zurückgeführt werden. Das Indogermanische kann jedoch nicht als „die Ursprache“ betrachtet werden, sondern vielmehr als eine alte, steinzeitliche Sprache, da niemals ein einheitliches Indogermanisch gesprochen wurde.
Einige Sprachen indigener Völker können nur noch durch schriftliche Quellen bezeugt und keiner heutigen Sprache mehr zugeordnet werden. Zu diesen gehören unteranderem „hethitisch“ (Kleinasien), „lydisch“ (erste Münzschrift), „pelasgisch“ (Griechenland) und noch viele mehr.

Die heute noch lebenden indogermanischen Sprachen, lassen sich in die folgenden 10 Gruppen zusammenfassen.

          1.   Indisch
          2.   Iranisch
          3.   Armenisch
          4.   Griechisch
          5.   Albanisch
          6.   Italisch
          7.   Keltisch
          8.   Baltisch
          9.   Slawisch
        10.  Germanisch                                                              



Die verschiedenen, in der Jungsteinzeit lebenden indigenen Völker waren in ihrer Herkunft, Wirtschaft und Kultur sicherlich nicht identisch. Wie man jedoch aus dem gemeinen indigenen Wortschatz rückschliessen kann, verbanden sie gemeinsame Merkmale, wie Viehzucht, Ackerbau oder einfache Behausungen.


Lexikalische und grammatische Ähnlichkeiten

Wie ich zuvor schon darauf aufmerksam gemacht habe, stimmen die verschiedenen indigenen Sprachen lexikalisch und grammatisch in vielem überein. Bei der folgenden Illustration möchte ich euch die verschiedenen Gemeinsamkeiten der indogermanischen Sprachen mit Beispielen etwas näher bringen. Insbesondere gehe ich in diesem Beitrag auf die germanischen Sprachen ein, da diese im Mittelalter neben den italischen von grosser Bedeutung waren.

Nr.
*Idg.
Latein
Griech.
Englisch
Deutsch
1
*pəter
pater
patér
father
Vater
2
*bhratar
frater
phratér
brother
Bruder
3
*kerd
cord-
kard-
heart
Herz
4
*ed-
ed-
ed-
eat
essen
5
*bher
fer-
pher-
bear
ge-bären
6
*udhar
uber
outhar
uder
Euter









* = „das Indogermanische“ gab es nicht, rekonstruiert



   
Germanisch

Die germanischen Sprachen gehören zu einer der 10 oben genannten Gruppen. Sie umfasst etwa 15 verschiedene Sprachen, welche durch die europäische Expansion auf der ganzen Welt verteilt wurden. Darunter sind zum Beispiel Deutsch, Englisch, Niederländisch, Schwedisch und noch viele mehr. Davon sind Englisch (etwa 340 Millionen Muttersprachler) und Deutsch (etwa 100 Millionen Muttersprachler) die mit Abstand am globalsten.

Momentane Verbreitung germanischer Sprachen

 

Deutsch

Nun möchte ich aber noch etwas mehr auf die Entstehung und Entwicklung der hochdeutschen Sprache eingehen. Denn erst mit der zweiten Lautverschiebung vom Germanischen zum Althochdeutschen (etwa 750n.Chr.) spricht man vom Deutschen. Jedoch wird auch hier noch in mehrere Zeitabschnitte aufgeteilt, da das damalige Althochdeutsch sich noch stark vom heutigen Hochdeutsch unterscheidet.

Althochdeutsch
750 - 1050
Mittelhochdeutsch
1050 - 1350
Frühneuhochdeutsch
1350 - 1650
Neuhochdeutsch
1650 - heute






Die mittelalterliche Literatur dauerte von 750 – 1650 n. Chr., also bis zum Neuhochdeutschen. Jedoch erfuhr sie um 1050 – 1350 n. Chr. einen starken Aufschwung durch die Blütezeit der höfischen Dichtung. Zu dieser Zeit wurden viele einzigartige Werke, unter anderem die Minnenlyrik, den Tristanroman oder auch das Nibelungenlied verfasst. Diese Texte waren jedoch nur dem Adel und dem Klerus zugänglich, da der Pöbel ungebildet war und weder lesen noch schreiben konnte.


Hier wird  dann jedoch auch wieder zwischen verschiedene Textsorten unterschieden. Von grosser Bedeutung war die höfische Epik mit ihren Geschichten über das Rittertum und die Liebe. Hierzu ein kleiner Auszug aus dem „Erec“.

„daz man im ê sô wol sprach, daz verkêrte sich ze schanden wider die die in erkanden: in schalt diu werlt gar. sîn hof wart aller vreuden bar und stuont nâch schanden“


„wie sehr man ihn früher auch gerühmt hatte, das hatte sich in Verachtung verkehrt bei denen, die ihn kannten. Alle Welt sprach schlecht von ihm. Sein Hof wurde aller Freuden leer und geriet in Verruf“


Auch die Heldenepik, in deren Mittelpunkt eine Figur des heroischen Zeitalters stand, war sehr gewichtig. Nun folgt ein Beispiel aus der „Nibelungensage“.

Uns ist in alten mæren  wunders vil geseit
von helden lobebæren,  von grôzer arebeit,
von freuden, hôchgezîten,  von weinen und von klagen,
von küener recken strîten  muget ir nû wunder hœren sagen.

Uns wird in alten Erzählungen viel Wunderbares berichtet,
von rühmenswerten Helden, großer Kampfesmühe,
von Freuden, Festen, von Weinen und von Klagen;
von den Kämpfen kühner Helden könnt ihr nun Wunderbares erzählen hören.


Bei der Minnenlyrik, die meist am Hofe vorgetragen wurde, steht dann vor allem die Liebe im Vordergrund. Dies ist ein Exempel zu dieser Gattung aus dem „Falkemlied“.

‚Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr.
Dô ich in gezamete, als ich in wolte hân,
und ich im sîn gevidere mit golde wol bewant,
er huop sich ûf vil hôhe und vlouc in anderiu lant.

Ich zog mir einen Falken, länger als ein Jahr lang.
Als ich ihn gezähmt hatte, wie ich ihn haben wollte,
und ich sein Gefieder mit Goldfäden schön umwunden hatte,
hob er sich in die Höhe und flog in fremde Reviere
.


Zum Schluss noch den Antikenroman, indem die Interessen zur Antike wiedergegeben wurden. Hier noch eine Passage aus dem „Eneasroman“.

„Nidene was der esterîch / von lûtern cristallen / und jaspide und corallen. / die sûle marmelsteine, / die wende von helfenbeine, / dar inne stunt manch edel stein. / (…) der stein, dar în geleget wart / Pallas der kûne, / der was ein prasîn grûne / ergraben wol mit sinne.

„Der Fußboden war unten / aus klarem Kristall, / Jaspis und Korallen. / Die Säulen waren aus Marmor, / die Wände aus Elfenbein, / in denen zahlreiche Edelsteine eingesetzt waren. / (…) Der Stein in den gelegt wurde / der tapfere Pallas, / war ein grüner Schmuckstein / mit Bedacht graviert.“


Ich hoffe, dass ihr ein paar nützliche Informationen aus diesem Eintrag entnehmen konntet und diese auch gebrauchen könnt. Falls ihr Fragen oder Rückmeldungen habt könnt ihr sie mir gerne zukommen lassen.


Quellen: Wikipedia