Sonntag, 25. Januar 2015

Siegfried und das Nibelungenlied


Nachdem der letzte Blogeintrag von der Heldenepik handelte, werde ich euch nun ein konkretes Beispiel eines solchen Epos und seinem Protagonisten näher bringen. Denn mit der Nibelungensage zeige ich euch eine der bekanntesten Geschichte ihrer Art. Es existieren zahlreiche voneinander abweichende Fassungen dieser Erzählung, welche über Jahrhunderte überliefert wurden und ihre Wurzeln bis zum sogenannten heroischen Zeitalter der Völkerwanderung zurückreichen. Die bekannteste Fassung, der von den Germanen stammende Heldensage ist das mittelhochdeutsche Nibelungenlied, welches wahrscheinlich um 1200 im Raum Passau verfasst wurde. Eine der drei ältesten und vollständige Handschrift dieser Erzählung liegt heute in der Stiftsbibliothek St. Gallen.

Original Handschrift des Nibelungenliedes



Grobe Zusammenfassung des Nibelungenliedes

Das Nibelungenlied beginnt mit der Anreise des Helden zum Königshof Worms. Dort möchte Siegfried den König Gunther um die Hand seiner Schwester Kriemhild bitten. Dieser stellt ihm jedoch die Bedingung, dass er ihm zuerst helfen müsse, die übernatürlich starke, isländische Königin Brünhild in einem Wettkampf zu besiegen, sodass er sie zur Frau nehmen könne.

Siegfried willigt ein und reist mit Gunther nach Island, wo er anstelle Gunthers gegen Brünhild kämpft. Da sich Siegfried während des Turniers einer Tarnkappe bemächtigt, merkt die isländische Königin nichts vom Schwindel und muss sich schlussendlich geschlagen geben.

Zurück in Worms verweigert die neu gewonnene Gemahlin dem König ihr Bett und fesselt ihn an die Wand. Und da dieser zu schwach ist um sie niederzuringen, muss am nächsten Abend Siegfried erneut mit seiner Tarnkappe zur Hilfe eilen, damit der König sein eheliches Recht erlangt. Bei dieser Aktion entwendet Siegfried der Königin ihren Gürtel und Ring. Durch den Verlust ihrer Jungfräulichkeit, verliert Brünhild auch ihre übermenschliche Stärke und wird zu einer normalen Frau.

Gefesselter König Gunther


An einem späteren Fest in Worms geraten die beiden Königinnen, Brünhild und Krimhild in einen Streit. Denn als Brünhild behauptet, dass Siegfried unter dem Range Gunthers stehe, entgegnete Kriemhild zornig, dass Siegfried sie damals im Turnier besiegt habe und Gunther ihm auch den Vortritt beim Beischlaf mit ihr gelassen habe. Zum Beweis zeigt sie Brünhild den gestohlenen Ring und den Gürtel.

Da Brünhild sehr schwer gedemütigt ist, möchte sich ihr Vasall Hagen von Tronje an Siegfried für diese Schmach rächen und den sagenhaften Nibelungenschatz stehlen. Dazu entlockt er Kriemhild das Geheimnis Siegfrieds verwundbarer Stelle und tötet ihn hinterlistig, als dieser Wasser aus einem Bach trank.

Ermordung Siegfrieds durch Hagen




Kriemhild versucht verschiedene Helden um sich zu scharen um so ihre Macht zu stärken. Unterdessen versenkt Hagen jedoch den gestohlenen Schatz an einem unbekannten Ort im Rhein. Dies stärkt Kriemhilds Rachegedanken und sie heiratet den Hunnenkönig Etzel (Atila). So kann sie ihren Racheplan verwirklichen und lockt ihre Brüder und Hagen ins Hunnenland, wo ein gewaltiger Kampf ausbricht. Nachdem die verschiedenen Helden beider Seiten in einem grauenhaften Blutbad zugrunde gegangen sind, wird schlussendlich auch Kriemhild erschlagen. Da auch Hagen geköpft wird, kann der Schatz nicht wiedergefunden werden und bleibt für alle Zeiten verschollen.


Siegfried der Drachentöter

Der Protagonist und Held des ersten Teils des Nibelungenliedes, Siegfried aus Xanten wurde mit vielen heldenhaften Eigenschaften beschrieben. Er galt als gross, kräftig, furchtlos, abenteuerlustig und sehr gutaussehend. Hierzu ein kleiner Ausschnitt aus dem Nibelungenlied.

Sivrit was geheizen der snelle degen guot.
er versuochte vil der riche durch ellenthaften muot;
durch sines libes sterche suochter fremidiu lant.
hey, waz er sneller degene sit ze Buregonden vant!

Siegfried hieß der gewandte Kämpfer. Er war in kühner Absicht
durch zahlreiche fremde Länder geritten, um seine Kraft zu
erproben. Ach, wie viele tapfere Männer traf er später im Burgundenland!

Siegfried war ein sagenumwobener Kämpfer, der einst einen gefährlichen Drachen getötet und dann in dessen Blut gebadet hatte. Durch diesen Akt wurde er, bis auf eine kleine Stelle am Rücken, die von einem Laubblatt bedeckt war, als er ins Blut abtauchte, unverwundbar. Diese verwundbare Stelle war letztlich auch schicksalsweisend für den Helden.

Siegfried badet im Blut des Drachens


Hier wird nun wieder die Verwandtschaft unter den Heldengeschichten deutlich. Denn in der griechischen Mythologie finden wir ein ähnliches Szenario mit der verwundbaren Achillesferse des Helden Achilleus.

Zudem wurde berichtet, dass Siegfried einst auf der Suche nach Abenteuern in das Land der Nibelungen reiste. Dort wollten die zwei Söhne des verstorbenen Königs, den Schatz ihres Vaters gerecht untereinander aufteilen. Weil sie sich jedoch nicht einigen konnten, gaben sie Siegfried das Schwert Balmung ihres Vaters, welches die Fähigkeit besitzt, durch Stein, Stahl und Drachenhaut zu schneiden und baten ihn den Schatz für sie zu teilen.

Doch bald kam es zu Streitigkeiten, da sich der eine Bruder benachteiligt fühlte. Und so musste Siegfried sein Schwert gegen die Brüder richten und sie besiegen. Nachdem er sie aus dem Weg geräumt hatte, stand er nun den Riesen gegenüber, welche den Schatz bewachten. Als er sie endlich bezwungen hatte, stand bloss noch der Zwergenkönig Alberich zwischen ihm und dem Nibelungenschatz.

Alberich trug beim Kampf seine berühmte Tarnkappe, die dem jeweiligen Träger Unsichtbarkeit und die Stärke von 12 Männern verlieh. Siegfried konnte nur gewinnen indem er ihm die Tarnkappe herunterriss und ihm so seine Überlegenheit raubte. Durch dieses Abenteuer kam er in den Besitz des sagenhaften Schwertes Balmung, der Tarnkappe und des Nibelungenschatzes, welche in dem zuvor erwähnten Nibelungenlied eine zentrale Rolle spielten.

Zwergenkönig Alberich


Schlussendlich wird aber auch hier deutlich erkennbar, dass Siegfried stets sein egoistisches Bestreben statt Gerechtigkeitssinn oder Gnade verfolgte. Denn bei jedem seiner Abenteuer lockte am Schluss eine Belohnung wie zum Beispiel der Nibelungenschatz oder seine Frau Kriemhild. Und auch wenn er während einer dieser Kämpfe gestorben wäre, so wäre er ruhmreich untergegangen.
Dies und weitere kleine Indizien bestätigen das Grundschema der Charaktereigenschaften eines Helden in der Heldenepik, welches ich euch im letzten Eintrag gezeigt habe.

Im nächsten und letzten Eintrag zum Themenbereich Heldenepik, werde ich einen Held der heutigen Zeit mit Siegfried aus dem heroischen Zeitalter vergleichen. 

Ich hoffe ihr fandet meinen Text spannend und wie immer stehe ich bei Fragen und Anmerkungen gerne zur Verfügung.

Quellen: Wikipedia
 

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