Wie ich im vorherigen Blogeintrag schon erwähnt habe, werde
ich euch nun noch mehr über eine der mittelalterlichen Textsorten berichten.
Somit handelt der folgende Beitrag von einer der bekanntesten Gattungen, der
Heldenepik. Bei dieser wird meist die abenteuerliche Geschichte einer
heroischen Figur geschildert.
Ihren Ursprung hatte die Heldenepik beim sogenannten
Heldenlied, welches etwa vom 5. – 8. Jahrhundert seine Blütezeit hatte. Diese
Form der Erzählung wurde damals an Fürstenhöfen von Sängern auswendig
vorgetragen. Ab dem 10. Jahrhundert entwickelte sich dann aus dem mündlichen
Heldenlied, der schriftliche Heldenepos. Dieser enthielt nun eine viel breitere
Inhaltsangabe mit vielen Nebenhandlungen. Erst ab dem Spätmittelalter wurden
die gereimten Heldenepen in grossen Sammlungen (Heldenbüchern) vereinigt und
veröffentlicht.
Die Edda (Heldenbuch) |
Wie schon gesagt, zählte die mittelalterliche Heldenepik (auch Heldendichtung genannt) zu einer der vier zentralsten Erzählklassen jener Epoche. Ihr Genre beinhaltet viele interessante Werke, wie zum Beispiel die Nibelungensage oder auch die Legende des Beowulf. Obwohl diese Darstellungen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten entstanden sind, haben die meisten Heldengeschichten jedoch gewisse gemeinsame Merkmale.
Zu diesen Kennzeichen gehört unter anderem, dass die
Heldenepen ihre Anfänge bei der mündlichen Überlieferung hatten und erst nach
einiger Zeit schriftlich festgehalten wurden. Ein weiteres Indiz bildet die
Anonymität des Verfassers. Das heisst, in den meisten Fällen ist der Autor des Romans
nicht bekannt. Und falls doch ein Name vorhanden ist, kann vielfach die
Existenz jener Person nicht bewiesen werden. Die interessanteste Gemeinsamkeit
ist jedoch, dass die heroischen Geschichten praktisch immer auf einem
historischen Kern aufgebaut sind, womit man die ursprüngliche Entstehungszeit
des jeweiligen Epos bestimmen kann.
Da die Geschichte jedoch im Heldenzeitalter spielt, ist es möglich, dass zwei verschiedene
Charakteren aufeinandertreffen, obwohl sie keine Zeitgenossen waren. Darum
können sich in der Nibelungensage
Dietrich von Bern (Ostgotenkönig Theoderich der Große) und Etzel (Attila)
begegnen, obwohl dies historisch nicht möglich war. (= Assimilation)
Zudem werden in den Heldenepen emotionale Motive wie Liebe,
Hass oder Rache für politische und historische Geschehen verantwortlich
gemacht.
So heisst es wieder in der Nibelungensage, dass der Untergang des Burgunderreiches auf die
Rache der Kriemhilde zurückzuführen ist. (= Reduktion)
Aber nicht nur bei der Entstehung gibt es Gemeinsamkeiten,
sondern auch beim Inhalt der Legenden. So weisen die meisten heroischen Figuren
ähnliche Charaktereigenschaften auf, welche sie benötigen um die Abenteuer zu
bewältigen.
Hierzu ein paar Beispiele: Stärke und Kampfesmut gehören zu
den wichtigsten Eigenschaften. Denn wie in der Legende des Beowulf überliefert wird, musste dieser auf seiner Heldenreise
verschiedensten Gefahren wie zum Beispiel einer Wasserdämonin oder einem
Drachen trotzen und um sein Überleben kämpfen oder ruhmreich untergehen. Aber auch Siegfried, der Held aus der Nibelungensage wird als ein sehr tapferer Kämpfer beschrieben. Hierzu ein kleiner Auszug aus diesem Epos.
In sinen besten ziten, bi sinen
jungen tagen,
man mohte michel wunder von
Sivriden sagen:
waz eren an im wuohse und wie
schoene was sin lip.
des heten in ze minne diu vil
waetlichen wip.
Über Siegfried gab es viel
Wunderbares zu berichten: welch
großes Ansehen er in den besten
Jahren seiner Jugend errungen
hatte und wie gut er aussah. Darum
fanden ihn auch die schönsten
Frauen begehrenswert.
Da sein egoistisches Bestreben stärker als sein
Gerechtigkeitssinn und seine Gnade ist, kämpft der Held auf seiner Reise bloss
für seine eigene Bedürfnisse. Diese können sowohl Rache, Ehre oder Kampfeslust
sein, als auch einen Schatz oder Herrschaft über ein bestimmtes Reich sein.
So steht im Beowulf,
dass er das Ungeheuer nur besiegt, weil König Hrothgar einen
grossen Goldschatz als Belohnung verspricht. Und auch später wird deutlich,
dass Beowulf nur um seine ermordeten
Freunde zu rächen die Wasserdämonin aufsucht.
Dies sind nur wenige, der in den Heldenepen vorkommenden Charaktermerkmale. Doch wie diese bei einem konkretem Fallbeispiel aussehen und welche Auswirkungen diese auf die jeweilige Erzählungen haben, werde ich euch beim nächsten Blogeintrag zeigen.
Vielen Dank fürs Lesen und wie immer
freue ich mich über jeweilige Fragen und Kommentare.
Quellen: Wikipedia, http://digimittelalter.jimdo.com/arbeiten/heldenepik/
Quellen: Wikipedia, http://digimittelalter.jimdo.com/arbeiten/heldenepik/
Hallo Thomas
AntwortenLöschenDein Beitrag ist gut geschrieben, allerdings konnte ich ein, zwei Rechtschreibfehler finden. Doch das sind wirklich Kleinigkeiten. Du hast ein gutes Bild gewählt, welches zum Thema passt und gut in den Post eingefügt wurde. Solche Bilder dürftest du noch häufiger in den Blog integrieren.
Ich hätte gerne noch ein konkretes Textbeispiel in Mittelhochdeutsch gelesen. Eben zum Beispiel Teile aus der Geschichte von Beowulf.
Ausserdem fände ich schön, wenn du den Titel noch ein bisschen mehr herausstechen lassen würdest.
Trotzdem hast du einen schönen Blog gestaltet!
Simon Schober
Hallo Thomas
AntwortenLöschenDer Post ist wirklich gut geschrieben. Du hast die Heldenepik verständlich und informativ zusammengefasst. Mir hätte aber eine Vertiefung in das Ganze gefallen. Du hättest vielleicht erwähnen können worum es in einer solchen Dichtung geht.
Mir gefällt, dass du dem Leser einen Einblick gibst, was ihn im nächsten Post erwartet.
(Ich würde vielleicht das Hintergrundbild ändern, denn es ist nicht so gut leserlich. Aber das ist nur ein kleiner Vorschlag.)
Bojana