Montag, 19. Januar 2015

Heldenepik


Wie ich im vorherigen Blogeintrag schon erwähnt habe, werde ich euch nun noch mehr über eine der mittelalterlichen Textsorten berichten. Somit handelt der folgende Beitrag von einer der bekanntesten Gattungen, der Heldenepik. Bei dieser wird meist die abenteuerliche Geschichte einer heroischen Figur geschildert. 

Ihren Ursprung hatte die Heldenepik beim sogenannten Heldenlied, welches etwa vom 5. – 8. Jahrhundert seine Blütezeit hatte. Diese Form der Erzählung wurde damals an Fürstenhöfen von Sängern auswendig vorgetragen. Ab dem 10. Jahrhundert entwickelte sich dann aus dem mündlichen Heldenlied, der schriftliche Heldenepos. Dieser enthielt nun eine viel breitere Inhaltsangabe mit vielen Nebenhandlungen. Erst ab dem Spätmittelalter wurden die gereimten Heldenepen in grossen Sammlungen (Heldenbüchern) vereinigt und veröffentlicht.

Die Edda (Heldenbuch)

Wie schon gesagt, zählte die mittelalterliche Heldenepik (auch Heldendichtung genannt) zu einer der vier zentralsten Erzählklassen jener Epoche. Ihr Genre beinhaltet viele interessante Werke, wie zum Beispiel die Nibelungensage oder auch die Legende des Beowulf. Obwohl diese Darstellungen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten entstanden sind, haben die meisten Heldengeschichten jedoch gewisse gemeinsame Merkmale.

Zu diesen Kennzeichen gehört unter anderem, dass die Heldenepen ihre Anfänge bei der mündlichen Überlieferung hatten und erst nach einiger Zeit schriftlich festgehalten wurden. Ein weiteres Indiz bildet die Anonymität des Verfassers. Das heisst, in den meisten Fällen ist der Autor des Romans nicht bekannt. Und falls doch ein Name vorhanden ist, kann vielfach die Existenz jener Person nicht bewiesen werden. Die interessanteste Gemeinsamkeit ist jedoch, dass die heroischen Geschichten praktisch immer auf einem historischen Kern aufgebaut sind, womit man die ursprüngliche Entstehungszeit des jeweiligen Epos bestimmen kann.

Da die Geschichte jedoch im Heldenzeitalter spielt, ist es möglich, dass zwei verschiedene Charakteren aufeinandertreffen, obwohl sie keine Zeitgenossen waren. Darum können sich in der Nibelungensage Dietrich von Bern (Ostgotenkönig Theoderich der Große) und Etzel (Attila) begegnen, obwohl dies historisch nicht möglich war. (= Assimilation)

Zudem werden in den Heldenepen emotionale Motive wie Liebe, Hass oder Rache für politische und historische Geschehen verantwortlich gemacht.
So heisst es wieder in der Nibelungensage, dass der Untergang des Burgunderreiches auf die Rache der Kriemhilde zurückzuführen ist. (= Reduktion)


Aber nicht nur bei der Entstehung gibt es Gemeinsamkeiten, sondern auch beim Inhalt der Legenden. So weisen die meisten heroischen Figuren ähnliche Charaktereigenschaften auf, welche sie benötigen um die Abenteuer zu bewältigen.

Hierzu ein paar Beispiele: Stärke und Kampfesmut gehören zu den wichtigsten Eigenschaften. Denn wie in der Legende des Beowulf überliefert wird, musste dieser auf seiner Heldenreise verschiedensten Gefahren wie zum Beispiel einer Wasserdämonin oder einem Drachen trotzen und um sein Überleben kämpfen oder ruhmreich untergehen. Aber auch Siegfried, der Held aus der Nibelungensage wird als ein sehr tapferer Kämpfer beschrieben. Hierzu ein kleiner Auszug aus diesem Epos.


In sinen besten ziten, bi sinen jungen tagen,
man mohte michel wunder von Sivriden sagen:
waz eren an im wuohse und wie schoene was sin lip.
des heten in ze minne diu vil waetlichen wip.

Über Siegfried gab es viel Wunderbares zu berichten: welch
großes Ansehen er in den besten Jahren seiner Jugend errungen
hatte und wie gut er aussah. Darum fanden ihn auch die schönsten
Frauen begehrenswert.

Da sein egoistisches Bestreben stärker als sein Gerechtigkeitssinn und seine Gnade ist, kämpft der Held auf seiner Reise bloss für seine eigene Bedürfnisse. Diese können sowohl Rache, Ehre oder Kampfeslust sein, als auch einen Schatz oder Herrschaft über ein bestimmtes Reich sein.
So steht im Beowulf, dass er das Ungeheuer nur besiegt, weil König Hrothgar einen grossen Goldschatz als Belohnung verspricht. Und auch später wird deutlich, dass Beowulf nur um seine ermordeten Freunde zu rächen die Wasserdämonin aufsucht.

Beowulfs Kampf gegen den Drachen


Dies sind nur wenige, der in den Heldenepen vorkommenden Charaktermerkmale. Doch wie diese bei einem konkretem Fallbeispiel aussehen und welche Auswirkungen diese auf die jeweilige Erzählungen haben, werde ich euch beim nächsten Blogeintrag zeigen.

Vielen Dank fürs Lesen und wie immer freue ich mich über jeweilige Fragen und Kommentare.


Quellen: Wikipedia, http://digimittelalter.jimdo.com/arbeiten/heldenepik/

2 Kommentare:

  1. Hallo Thomas

    Dein Beitrag ist gut geschrieben, allerdings konnte ich ein, zwei Rechtschreibfehler finden. Doch das sind wirklich Kleinigkeiten. Du hast ein gutes Bild gewählt, welches zum Thema passt und gut in den Post eingefügt wurde. Solche Bilder dürftest du noch häufiger in den Blog integrieren.
    Ich hätte gerne noch ein konkretes Textbeispiel in Mittelhochdeutsch gelesen. Eben zum Beispiel Teile aus der Geschichte von Beowulf.
    Ausserdem fände ich schön, wenn du den Titel noch ein bisschen mehr herausstechen lassen würdest.
    Trotzdem hast du einen schönen Blog gestaltet!

    Simon Schober

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  2. Hallo Thomas
    Der Post ist wirklich gut geschrieben. Du hast die Heldenepik verständlich und informativ zusammengefasst. Mir hätte aber eine Vertiefung in das Ganze gefallen. Du hättest vielleicht erwähnen können worum es in einer solchen Dichtung geht.
    Mir gefällt, dass du dem Leser einen Einblick gibst, was ihn im nächsten Post erwartet.
    (Ich würde vielleicht das Hintergrundbild ändern, denn es ist nicht so gut leserlich. Aber das ist nur ein kleiner Vorschlag.)

    Bojana

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